Abt. Chauvinismus & Rippentuning: Wie es wirklich gewesen - TopicsExpress



          

Abt. Chauvinismus & Rippentuning: Wie es wirklich gewesen ist Adam wandelte durch das Paradies und es beschlich ihn ein Gefühl der Langeweile. Er aber wußte nicht, was es war und blies dessenthalben gehörig Trübsal. Alles war ihm fad geworden, bereits kurz nachdem er auf dem weichen Paradiesboden - hingeworfen von seinem Schöpfer - erwacht ist. Das Zwitschern der Vögel am Himmel langweilte ihn, die Bütenpracht des Paradieses, all´ die grünen Auen und die Schmetterlinge - alles fad. Noch nicht einmal das lustige Quaken des grüngelb gefiederten Pflaumenfroschs konnte ihn erfreuen. Der Herr sah dieses wohl und dachte sich, daß hier die Gelegenheit bestünde, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Er wußte einerseits, daß Adam nicht das langlebigste Wesen gewesen ist, das er geschaffen hatte - und andererseits: Er hatte Adam nach seinem eigenen Ebenbild geschaffen. Da stünde ihm also eine gewisse Haltbarkeit gar bestens zu Gesicht. Wenn er Adam einen zweiten Menschen zur Seite stellen würde, über den sich Adam aufregen könnte, dann würde auch Adams Trübsal verfliegen. Wegen Kurzweil. Ehrlich. Einschub: Wir wissen, wie der Herr den zweiten Menschen gemacht hat. Aber wir wissen nicht so genau, was er sich dabei gedacht hat. Neueste Studien und Umfragen haben ergeben, daß es damals so weiterging ... "Wenn ich schon einen zweiten Menschen mache", dachte sich der Schöpfer,"dann einen, der den ersten und sich selbst reproduziert. Das spart mir jede Menge Arbeit, weil ich dann nicht selber dauernd neue Adams und - wie nenne ich die gleich - Evas herstellen muß. Ich hab´schließlich einen Haufen anderer Arbeit." Der Herr plante weiter: "Wenn Adam und Eva sich reproduzieren sollen, dann scheidet drahtlos aus. Von hochintellektuell geführter Kommunikation wird kein Mensch paarungswillig. Adam muß sein Hirn also komplett behalten und irgendein anderes Körperteil spendieren, aus dem ich Eva formen kann. Was nehme ich denn da? Ein Bein? Einen Arm? Ein Ohr? Ein Auge? - Geht nicht. Dann sieht er ja nicht mehr aus wie ich. Es muß was von innen sein. Was kann er denn da am leichtesten entbehren? Was fällt am wenigsten auf? - Ah! Ich entnehme ihm eine RIPPE! Aus der mache ich eine Knochenskulptur, polstere sie ein bißchen, Bespannung drüber und fertig". Kurzentschlossen griff der Schöpfer nach dem Schnitzmesser und formte dann aus einer von Adams Rippen die Eva. Er betrachtete seine Rippenschnitzerei und fand, daß sie gut war. "Mit Langeweile und Schwermut wird´s gleich vorbei sein", schmunzelte der Herr, "nach der wird er ganz wild werden, der Adam. Und reproduzieren wird er sich, daß die Schwarte kracht. Das wird ein Selbstläufer." Einschub: Tatsächlich war dem Herrn ein zeitloses Design gelungen, derartig begehrenswert, daß die Nachkommen Adams heute noch den Verstand verlieren, wenn sie getunter Rippen angesichtig werden. Weiß der Geier, was sich der Herr dabei gedacht hat. Vielleicht gibt´s ja bald neue Studien und Umfragen zur Klärung dieses mysteriösen Sachverhalts. Jedenfalls ... Ziemlich schnell stellte sich heraus, daß es nicht des Herrn bester Entschluß gewesen war, das ganze Hirn bei Adam zu lassen. Eva plapperte in einem fort den allerdämlichsten Stuß. Wäre Adam nicht ständig so fixiert gewesen auf Evas Anmut & Liebreiz, - es hätte gefährlich werden können für Eva. Adam hatte ja nicht nur das ganze Hirn, sondern außerdem noch die Muskeln. Der Herr sah das wohl und ihm wurde etwas mulmig bei dem Gedanken, daß Adams Fixierung nachlassen könnte. Adam brauchte noch etwas anderes, das ihn beschäftigte. Aber was? - ARBEIT! Im Paradies gab es keinen Arbeitsplatz. Ein wesentlicher Aspekt des Paradiesischen am Paradies war schließlich die hohe Arbeitslosigkeit. Was also tun? Der Herr blickte sinnierend Eva an, die gerade ein seichtes Liedchen vor sich hinträllerte. "Die ist zwar hübsch", dachte er sich, "aber leicht auszutricksen ist sie auch. Wenn Adam arbeiten muß, damit Eva wegen ihres nervigen Geplappers vor Adam sicher ist - und wenn es hier keinen Arbeitsplatz gibt für ihn, dann müssen beide weg von hier. Wenn ich außerdem noch erreichen will, daß Adam hinterher nicht sauer ist auf mich, dann muß Adam glauben, daß es nicht meine, sondern Evas Entscheidung gewesen sei, daß er arbeiten muß. Und weil ein bißchen Spaß sein muß, stelle ich der Eva morgen einfach einen Baum der Erkenntnis in den Weg. Pö-hö-hö ... Baum der Erkenntnis ... ausgerechnet für Eva. Da läuft sie dann dagegen, denkt sich - ´Ja haumiblau, das sind aber schöne Früchte hier´ - und pflückt eine ..." Wahrscheinlich kannte der Herr zu diesem Zeitpunkt bereits das Märchen vom Fischer und seiner Frau. Schließlich sind seine Wege unerforscherlich und das gilt natürlich auch für die Frage, auf welchem Weg er an die Literatur der Zukunft kommt. Jedenfalls ... Anderntags tänzelte Eva nach einem paradiesischen Frühstück trällernd an den malerischen Gestaden des Paradiesgewässers entlang und betrachtete sich dabei selbstverliebt im spiegelglatten See. Deswegen fiel ihr auch der Baum der Erkenntnis nicht auf, den ihr der Herr mitten auf die Uferpromenade gestellt hatte. Sie rannte frontal dagegen. "Ja haumiblau ...", dachte sie sich gerade, als Adam dazukam. "Schau´mal, Adam, was das für schöne Früchte sind!", sagte sie mit einem Schmachten in der Stimme, "so eine will ich auch noch haben." Adam warnte sie: "Von diesen Früchten dürfen wir aber nicht essen, Eva, sonst passiert was Schlimmes." - "Pflück´mir trotzdem eine, Adam!", erwiderte Eva. Adam weigerte sich und belehrte die getunte Rippe:"Du hast doch schon alles zum Glück! Warum muß es denn diese eine Frucht auch noch sein?" Adam hatte zu dem Zeitpunkt noch nicht verstanden, daß lediglich Anmut & Liebreiz Evas Zier gewesen sind, Bescheidenheit und Aufrichtigkeit jedoch nicht. Eva wurde pampig: "Wenn du mir die Frucht nicht pflückst, werde ich heute abend Migräne haben!", drohte sie, schob ihr Kinn nach vorne und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. Und weil das Fernsehen im Paradies noch nicht erfunden war, befürchtete Adam sofort ein langweiliges Abendprogramm, welches ihn in die gerade überwundene Trübsal zurückbefördern würde. Darauf hatte er nun gar keine Lust. Adam sah sich also nach allen Seiten um, konnte keine Zeugen entdecken - und im Bruchteil einer Sekunde pflückte er verstohlen eine Frucht vom Baum der Erkenntnis, um sie Eva zu überreichen. Jedoch ... Wie aus dem Nichts stand plötzlich der Schöpfer neben ihm, fixierte abwechselnd ihn, die Frucht und die getunte Rippe mit strengem Blick, hob dann langsam den rechten Arm, streckte den göttlichen Zeigefinger in Richtung des grünen Exit-Schildes und sagte nur: "Rrraus!" Betröpfelt schlichen sich Adam und Eva davon. Der Aufenthalt im Paradies war vorbei. Bereits am Nachmittag desselben Tages fing Adam in der Spätschicht zu arbeiten an. Eva saß derweilen in einer schäbigen Mietswohnung, bekam eine dicken Bauch und allerlei hässliche Flausen im Kopf. Natürliche Anmut & Liebreiz waren verflogen und Adam mußte sein ganzes Geld bei ihr abliefern, damit sie während seiner Arbeitszeit zum Einkaufen gehen konnte. Und was Eva alles einkaufte! Sogar eine Fernsehzeitung kaufte sie, obwohl das Fernsehen noch gar nicht erfunden war! Nur wegen der Schminktipps und den Kochrezepten! Erneut rächte sich also, daß der Herr das Hirn bei Adam belassen hatte. Die Spätfolgen dieser göttlichen Fehlentscheidung sind heute noch zu spüren: Die Tütchensuppe, Das Neue Blatt, die Sendungen "Traumschiff", "Verbotene Liebe" und "Mona Lisa" sind unmittelbar darauf zurückzuführen. Und so richtig glücklich sind Adam und Eva miteinander auch nicht mehr geworden. Jedenfalls ... Eines Tages, als Adam gerade Frühschicht hatte, klingelte es an der Wohnungstür und Eva machte auf. Ein extrem mißlungenes Rippentuning begehrte Einlaß und stellte sich vor: "Schönen Guten Tag, Frau Eva! Schwarzer mein Name, Alice Schwarzer. Ich habe Neuigkeiten für Sie! Wussten Sie schon, daß Adam der dämlichste Obstpflücker aller Zeiten ist? Und ein wahrer Unhold obendrein, der nur Ihr Äußeres schätzt und die innere Schönheit noch nicht einmal erkennen kann, die Ihren Konsumentscheidungen zugrunde liegt?" Einschub: Was soll ich dazu noch sagen? Fehlender Verstand rächt sich immer. Jedenfalls ... Eva fand sehr interessant, was die hässliche Rippe ihr erzählte. Es klang ganz so, als ob diese Schwarzer den Weg zurück ins Paradies kannte. Allerdings schien das ein Weg zu sein, den Adam garantiert nicht mitgehen würde. Die Schwarzerrippe kannte auch den Namen des Wegs: "Straße des Feminismus" hieß er. Eva überlegte nicht lange - womit auch? - und entschied, sich den Weg ins Paradies von der grauslichen Schwarzer zeigen zu lassen und die Straße des Feminismus ohne Adam entlangzulaufen. Eva war derartig dämlich, daß ihr nicht eine Sekunde schwante, was es bedeuten könnte, daß diese Straße bergab führte. Es lief sich so angenehm. Sie lief und lief und lief. Jahrzehntelang lief sie weiter auf der Straße des Feminismus. So lange lief sie immer weiter, bis sie alt, gebrechlich und verbittert war. Und völlig einsam. Als ihr letzter Tag anbrach, schien sie auch am Ende der Straße des Feminismus angekommen zu sein. Nur wenige hundert Meter noch - und sie würde das riesenhafte, feuerrote Gebäude erreichen, welches sich schemenhaft in einiger Entfernung am Ende der Straße aus den Talnebeln herausschälte. Mit letzter Kraft erreichte sie die Pforte, blickte nach oben über das Portal und erschrak. Sie war mitnichten im Paradies angekommen. In großen Lettern konnte sie lesen, an welchem Ort sie ein Leben beschliessen würde, in welchem sie alles verspielt hatte in ihrer hirnlosen Gier: "Hell" stand da. Und dahinter in Klammer: ( O ) - "Hell (o)" ! Was blieb ihr übrig? Sie klingelte und stand kurz darauf an einem unbesetzten Empfangsschalter. Ein großes Schild war zu lesen: "Willkommen im Einkaufszentrum der Hölle! Wir führen alles! Wir akzeptieren keine Kreditkarten, keine Schecks und kein Bargeld. Sie können alles bestaunen, aber Sie können bis in alle Ewigkeit nichts davon kaufen. Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim ewigen Schaufensterbummel der Einsamkeit. Leiden Sie Höllenqualen!" Eva wollte sterben. Aber es ging ncht mehr. Sie fügte sich seufzend ihrem Schicksal, nahm sich einen Einkaufswagen und begann ihren Aufenthalt in der Ewigkeit der unerfüllten Konsumwünsche. Adam jedoch hatte sich über den Weggang seiner getunten Rippe schon lange getröstet. Er glaubte an die Gnade des Herrn, betete zu seinem Schöpfer - und der schickte ihm gnadenhalber alle Nase lang ein besonders gut gelungenes Exemplar seiner getunten Rippen vorbei. Adam dankte ihm und beschloß eines schönen Tages sein Leben - umringt von seinen Kindern - mit einem zufriedenen Lächeln. Seine Seele begab sich ebenfalls auf einen langen Weg. Der aber führte bergauf und kostete ihn dennoch keinerlei Anstrengung. Seine Seelenwanderung endete an einem himmlischen Gebäude, dessen Pforte bereits weit offen stand. Freundliche Gesichter empfingen ihn - und als er sich umsah, da erkannte er alles wieder. Er war zurück im Paradies.
Posted on: Fri, 27 Sep 2013 15:49:03 +0000

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