"Das Ausland kritisiert die Schweiz nur aus Neid auf deren wirtschaftlichen Erfolg": Diese Annahme war schon im Bereich, in dem sie zuerst um sich griff - dem Steuerstreit - höchstens eine Halbwahrheit. Den andern Teil der Wahrheit verkannte man - mit fatalen Folgen (Wegelin!) -, obwohl er augenfällig gewesen wäre: Die Bereitschaft der Regierungen, der Flucht unversteuerter Gelder in die Schweiz und andere Länder tatenlos zuzuschauen, schwand bis fast auf den Nullpunkt. Fast - denn die Schweiz kämpft jetzt ja um Gleichbehandlung von Delaware, Florida, Singapur, Hongkong usw. * Nun übertragen SVP-Präsident Toni Brunner und "SonntagsZeitung"-Chefredaktor Martin Spieler diese Annahme auf das (normalerweise bescheidene) kritische Interesse im Ausland am Umgang mit Farbigen und Asylbewerbern in der Schweiz. Auch dieses sei durch ökonomischen Neid getrieben. Die Übertragung auf einen andern Politikbereich macht die Fehlbeurteilung nicht richtiger. Der Wahrheitsanteil dürfte eher noch geringer sein als beim Steuerstreit, da sich auch im Ausland - wie in der Schweiz - für humanitäre und menschenrechtliche Fragen höchstens teilweise die Kreise interessieren, die ökonomische Prioritäten haben.
Posted on: Sun, 11 Aug 2013 06:14:32 +0000