Angeregt durch zwei Freunde, an diesem schönen Raureif-Morgen ein - TopicsExpress



          

Angeregt durch zwei Freunde, an diesem schönen Raureif-Morgen ein klein wenig dazu, warum kritisches, aggressives oder urteilendes Coachen, Therapieren, Ratschlagen nicht funktioniert, verständnisvolles, einsichtiges, wirklich Verstehen zeigendes hingegen schon: Wenn ein Mensch in Not steckt, dann braucht er vor allem sich selbst. Ein Gefühl dafür, wie es ist, die eigenen Füße zu spüren, den eigenen inneren Wert und die eigene innere Kraft, das ist es, was wieder dazu führen kann, neue Anfänge zu setzen, den Weg weiterzugehen oder einen anderen zu finden, vor allem aber, um endlich wieder zu wissen, wie es ist, wenn man atmet. Gerade erzählte mir jemand, er habe von einem Coach folgendes gehört, als er in seinem Zorn über diejenigen, die ihm große Schmerzen zugefügt hatte, laut wurde: Du bist aber auch maßlos. Was bitte soll sowas nützen? Was nützt einem Menschen in einer Situation, in der er (vor allem, wenn das Folge einer Traumatisierung ist) die Kontrolle verliert, der Hinweis darauf? Könnte er die Verantwortung für die Situation übernehmen, wäre es sinnvoll, doch woher will man über jemanden, den man kaum kennt, wissen, ob er das kann, wenn man es oft genug selbst bei jenen nicht weiß, die man kennt. Und wenn er (oder sie) das nicht kann, dann darf ein Ratschläger nur dann zu invasiven Maßnahmen (egal welcher Art) greifen, wenn ER die Verantwortung für das, was dann kommt, zu übernehmen fähig und bereit ist. Als Schocktherapie kann sowas durchaus mal angewendet werden, wobei ich das nie tue, sondern solcherart Beurteilungen höchstens mit so viel Humor ausspreche, dass unser beider Lachen den Betroffenen aus der Krise herauszuholen vermag. Ich finde es in höchstem Grade bedenklich, ja unverantwortlich, wenn jemand hingeht und sich anmaßt, nicht nur über jemanden in Not urteilen zu können, sondern schlimmer noch, meint, demjenigen sagen zu müssen, was er über ihn denkt und was dieser zu tun hat, um mit der Situation fertig zu werden (sowas ist nur in Streits unter Gleichen akzeptabel). Menschen, die so etwas tun, verstehen nicht (können nicht oder wollen nicht), was Traumen anrichten und was es heißt, wenn man so tief drin und unten steckt, dass jeder weitere Ratschlag, jedes weitere Urteil nur als eins verstanden werden kann: Als weiterer Hinweis darauf, dass man unzulänglich, unfähig, lebensuntauglich und sich selbst nicht unter Kontrolle habend ist (als sei das etwas, was nur irgend jemand könnte!). Der verantwortungsbewusste Umgang mit jenen in ernsthaften Schwierigkeiten ist, sich auf IHRE Seite zu stellen, am besten noch hinter deren Rücken, wo man hält und stärkt und einfach da ist, und wo, wenn man Urteile fällen will, es konstruktive sind, solche aus Zuneigung und Liebe geboren, die nähren und wärmen. Ist mal ein Schock nötig, dann muss dieser auf Augenhöhe praktiziert werden. Die Distanz, die das (unweigerlich hierarchische) Urteilen des Ratschlägers und Lebensratgebers erschafft, erzeugt nur weitere Aggressionen (solche, die sich am Ende gegen den Urteiler richten oder, noch schlimmer, sie wenden sich im Betroffenen gegen ihn). Und so findet man leider eben oft Menschen, die so etwas tun, als narzisstisch gestört. Ich habe neulich von jemandem gelesen, der meinte, er zöge die kritisch-analysierende Psychologie der verzärtelnden Seelenschmuserei vor. So in etwa waren diese Worte. Wie distanziert und weit weg von sich und seinen Mitmenschen muss man sein, um so etwas zu sagen, und wie wenig von der Thematik wissen, um hier überhaupt meinen, etwas sagen zu können? In den Vereinigten Staaten wird schon seit Jahrzehnten, vor allem an der Westküste, synergetisch therapiert. Man hat erkannt, dass es das Miteinander ist, das hier vonnöten ist. Ganz sicher haben auch andere Arten der Herangehensweise hier ihre Berechtigung, doch dort, wo es vor allem darum gehen sollte, schnell und rasch zu einer Beruhigung der Seele und Selbstkräftigung des Betroffenen zu führen, da geht eins gar nicht: die psychoinvasive Maßnahme und/oder das aggressiv-kritische Werturteil über die psychische Konstitution und das Handeln des Traumatisierten. Das Grausame ist, dass eine entsetzliche Anziehungskraft gerade die Betroffenen zu jenen zieht, die ihnen erneut die Schläge zufügen, und da gibt es tatsächlich sogar noch solche, die behaupten, dies habe heilende Kraft, da man ja stets sich das suche, was einem dabei behilflich ist, den Strudel zu verlassen. Das sag man bitte mal zu jemandem, der seit über dreißig Jahren von einem zum anderen zieht und nur solch niederschmetternde Erfahrungen macht! Nein, hier muss man mit dem chirurgischen Messer ran und klipp und klar sagen, was der Fall ist: Wer die Verantwortung für das nicht übernehmen kann oder will, was mit jemandem, der in Not steht, nach einer aggressiv kritischen oder gar psychoinvasiven Maßnahme geschieht, der sollte den Mund halten und sich erst recht nicht in die Position eines Lebensratgebers oder gar Therapeuten begeben. Heiliger Zorn und Oberlehrer aus Couscous Gitta
Posted on: Wed, 27 Nov 2013 08:56:41 +0000

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