Auszug einer Unterhaltung aus dem Internet – Facebook - TopicsExpress



          

Auszug einer Unterhaltung aus dem Internet – Facebook live: Inge Jurk-Prommersberger Saskia Esken, SPD • Eine Stellungnahme zu Ihrem Einsatz im Kreuzermarkt - Bericht im verlinkten Artikel: Sehr geehrte Frau Saskia Esken. "Arbeit statt Arbeitslosigkeit finanzieren." Aha. Genau das passiert doch schon. Die Aufstocker, die finanzierten Arbeitsprlätze, wo der Arbeitgeber schon 75 % dessen, was er einem Arbeitnehmer bezahlen müsste, finanziert bekommt. Und, damit das sich auch richtig rechnet, wird dann an den Arbeitsstunden herumgefrickelt, bis die Bedingungen stimmen - für den Arbeitgeber. Und der Lohn für solche Arbeit - meistens auch noch Teilzeit - schliesslich wollen ja viele Leute arbeiten, also wird geteilt - der reicht nicht. Also, bezahlt auch da das Jobcenter drauf, sprich: Es gibt Hartz IV, mit Arbeit. Und, wenn es schwerere Arbeit ist, auch bei Teilzeit kommt das vor, dann holt sich der Arbeitende dabei einen anständigen Hunger. Aber, satt wird er selten. Bei den Sätzen, die Arbeit finanzieren betreffen, wird einem Betroffenen nur noch komisch zu Mute. Bisher ist jedenfalls nichts dabei herausgekommen, was befriedigend wäre. Nein, in den Kreuzermarkt kann ich nicht - zu weit weg - und in Calw ist nur die Tafel der Carisatt. Auch da gehe ich nicht hin, denn ich kann das selber schlecht, im Rollstuhl. Ich habe eine Behinderung, die auf den ersten Blick fast nicht zu sehen ist - aber dafür sorgt, dass ich mich nicht selber schieben kann, zum Beispiel. Elektro-Rollstuhl geht nicht, wegen Orientierungsstörungen. Und mein Mann arbeitet in finanzierter Arbeit. Er hat selten Zeit, irgendwie muss er ja zusehen, dass wir zurecht kommen, trotzdem. Soviel also zu bezahlter Arbeit - also, Arbeitsstelle die geschaffen und finanziert wurde. Inzwischen lehnt er sich hin und wieder auf, - ungeschickt oft, manchmal schiesst er über das Ziel hinaus. Es ist so nicht in Ordnung, aber was mit ihm - mit uns - geschieht, ist ebenfalls nicht in Ordnung. Der Mensch arbeitet, und das nicht zu knapp, und hat trotzdem nichts davon. Von Teilhabe kann keine Rede sein - für keinen von uns beiden. Ausser, man rechnet die Arbeit als Teilhabe, und belässt es dabei, dann allerdings hat wenigstens mein Mann diese, aber zu welchem Preis? Und, genau bei dieser einzigen Art der Teilhabe bleibt es dann auch. Ich bleibe daheim eingesperrt, komme zweimal im Jahr hinaus - mehr geht nicht. Mein Mann ist dauernd draussen, aber zum Arbeiten, und in der Freizeit ist er bemüht, noch ein wenig das zu erledigen, was dringend ist - und ansonsten ist er platt, müde, fertig - nada, da geht nichts mehr. Kreuzermarkt ist ein Gesicht der Armut, das sichtbar wird. Die anderen Gesichter bleiben verborgen, und bis sie endlich entdeckt werden, ist es vielleicht für manche zu spät. Aber, das wollen die Politiker nicht so gerne wissen, und auch jene der Hilfseinrichtungen nicht. Ich kann es verstehen, schliesslich brauchen alle ihre Daseinsberechtigung, und müssen sich damit hervortun, dass sie Gutes tun. Nur, es bringt zu wenig für jene, die mitten in der Armut drin stecken. In bezahlte Arbeit stecke ich keine Hoffnung mehr, das bringt nicht die Erleichterung, welche sich davon versprochen wird. Und jenen, die noch weiter unten sind, als Arbeitslose - die Alten mit zu wenig Rente, die Behinderten, die Kranken - denen bringt bezahlte Arbeit gar nichts. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Nachdenken, und beim Kämpfen für Ihre Wahl. Mit freundlichen Grüssen Inge Jurk-Prommersberger. schwarzwaelder-bote.de/inhalt.nagold-erfahrungen-am-rand-der-gesellschaft.c7293f09-dfc9-4e29-9c94-c1e3fd1414f3.html • • Saskia Esken, SPD Hallo Frau Jurk-Prommersberger, Sie sehen das ganz richtig: Niedriglöhne ganzer Branchen durch Hartz IV aufzustocken, ist nicht der richtige Weg. Weil es den Empfänger der Leistung zum Bittsteller macht und weil der Arbeitgeber nicht einzelnen Langzeitarbeitslosen mit besonderen Vermittlungshemmnissen einen geringeren Lohn zahlt, sondern allen Mitarbeitern. Stattdessen wollen wir einen Mindestlohn von anfangs 8,50 Euro einführen und für diejenigen, die auf dem regulären Arbeitsmarkt keine Chance haben, Arbeitsmöglichkeiten schaffen, damit auch für sie Teilhabe am Arbeitsleben und an der Gesellschaft möglich ist. Ihre persönliche Situation und die Ihres Mannes ist wirklich sehr bedauerlich - wie die von vielen anderen benachteiligten Menschen in schwierigen Lebenslagen. Mein Praktikum im Kreuzermarkt habe ich gemacht, um in solche Lebenslagen und in die Arbeit von Einrichtungen wie der Erlacher Höhe einen praktischen Einblick zu bekommen, damit ich mich in meiner politischen Arbeit und bei der Entwicklung von guten Konzepten an der Lebenswirklichkeit orientieren kann. Dass die Presse darüber berichtet, macht nicht nur mich, sondern vor allem die gute Einrichtung des Kreuzermarkts und die Situation der Menschen, die dort einkaufen und derer, die dort arbeiten, sichtbar und ermöglicht damit auch anderen einen Einblick, die sonst dazu keine Gelegenheit haben. Freundliche Grüße - Saskia Esken Inge Jurk-Prommersberger Es ist nicht nur die persönliche Situation von mir und meinem Mann. Es gibt noch mehr behinderte Menschen,- ja, auch mit Hartz IV, oder sozialer Grundsicherung,- und es gibt noch mehr Menschen, wie meinen Mann, der Vermittlungshemmnisse hat - der aber eigentlich Tariflohn bekommt. Dieser wird aber durch Förderung mittels Kommune, oder EU, oder Jobcenter bezahlt - zu grossem Teil. Und der Arbeitgeber sagt ganz offen, dass ohne diese Förderung mein Mann keine Arbeit hätte - bei ihm. Weil er diese Förderung braucht. Mein Mann hätte also den Mindestlohn, sozusagen, aber da er gefördert wird, und der Arbeitgeber noch Einige mehr beschäftigen will - und weil die Kassen leer sind, wird Teilzeit gearbeitet, sozusagen. Und der Lohn wird gedeckelt - also eben doch aufstocken und hungern. Das ist ein Teil der Nachteile, und das betrifft nicht nur uns, denke ich mal. Es wird ja nicht der einzige Arbeitgeber sein, der so handelt - der so gefördert wird, - und mein Mann wird nicht der einzige Arbeitnehmer sein, der sich auf diese Weise durchhangeln muss. Darum geht es eigentlich, dass es immer wieder Auswege für Arbeitgeber gibt, aber nicht für Arbeitnehmer. Das ist das Kreuz bei der Sache, und dass den Arbeitnehmern dann gerne ihre Hemmnisse unter die Nase gerieben, oder als Druckmittel verwendet werden - obwohl das eigentlich auch Behinderungen sind, genau betrachtet. Das finde ich so widerwärtig, dass man von "unten" nicht hochkommt, obwohl jeder von uns arbeitswillig ist - besonders mein Mann. Es liegt ja auch daran, dass es zu wenig Arbeit gibt - offiziell sozusagen. Aber, wenn man genau hinschaut, gibt es Arbeit - doch die Kassen sind leer, es wird nicht voll beschäftigt, nicht voll bezahlt, usw. Genau das ist es aber, was die Menschen unten hält. Nagold: Erfahrungen am Rand der Gesellschaft - Schwarzwälder Bote schwarzwaelder-bote.de SPD-Kreisvorsitzende Saskia Esken packt im Nagolder Kreuzermarkt mit an / Keine Wahlkampfveranstaltung Saskia Esken, SPD Da kann ich ich Ihnen nur beipflichten: Es ist unerträglich, dass es vielen Menschen und sogar schon Kindern nicht gelingt, ihre benachteiligte Lage zu überwinden. Weil es für den Einzelnen ungerecht ist, aber auch weil dieser tiefe Graben zwischen den Erfolgreichen und den Benachteiligten unsere Gesellschaft spaltet und den sozialen Frieden gefährdet. Inge Jurk-Prommersberger Richtig, aber Kinder können alleine nichts überwinden. Sie brauchen die Bergung in der Gemeinschaft, und Unterstützung. Wenn aber alles aus dem Gefüge ist, dann können Kinder nichts ausrichten. Sie sind ja der Teil in der Gesellschaft, der geschützt werden muss, um Zeit zum Heranwachsen und Heranreifen zu haben. Okay, hatten wir früher auch nicht immer nur, aber trotzdem. Es gab einige Winkel mehr als heute, in denen zum Mindesten das persönliche Reifen möglich war. Heute ist das um so Vieles schwerer geworden. Danke für Ihre Zeit und Geduld. Saskia Esken, SPD Sehr gerne! Einen schönen Abend noch! • • Inge Jurk-Prommersberger Danke gleichfalls.
Posted on: Sun, 23 Jun 2013 21:14:14 +0000

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