Carcassonne! Einer der Handlungsorte meines Romans DIE FRUCHT DES - TopicsExpress



          

Carcassonne! Einer der Handlungsorte meines Romans DIE FRUCHT DES ÖLBAUMS - DER KETZER Eine Leseprobe, die dieses friedliche Bild stören könnte, da sie auf Tatsachen beruht... Die Türme von Carcassonne strahlen rotgolden im Licht des sich neigenden Tages. Die Sicht ist klar bis zu den Pyrenäen. Von hier aus könnte man glauben, dass sich die Sonne direkt in Serrallonga, hinter dem ewig schneebedeckten, aufragenden Gipfel des Canigou, zu ihrer Nachtruhe begibt. Olivier tritt neben Trencavel, der seit einiger Zeit unbeweglich seinen Blick auf die Türme der Grafenburg geheftet hat und seine Seele in Gedanken hinter den dicken Mauern wandeln lässt. Der Vicomte nimmt das Johlen der Männer, das Bersten von eingetretenen Türen und die Todesschreie der Priester und Mönche in den Gassen hinter ihm nicht wahr. Die okzitanischen Freiheitskämpfer haben die Stadt von Norden her in weitem Bogen umgangen und zuerst die beiden Vororte am Hang des Hügels der Cité erobert, während sie gleichzeitig den Kordon um die Festung enger zogen. Dies war so schnell nur durch die Verbrüderung mit den Bewohnern der vor den Festungsmauern liegenden Dörfer zu erreichen, die, wie auch in den zurückeroberten Castren ebenfalls allesamt Okzitanen, nichts mehr begrüßten, als sich der französischen Herrschaft entledigen zu können. Einzig der Klerus stellte sich ihnen mit seinen Milizen in den Weg. Als Trencavel ihnen jedoch feierlich freien Abzug nach Narbonne schwor, ergaben sie sich der militärischen Übermacht. Doch nun haben die Faidits unter Chabert de Barbaira begonnen, Vergeltung für die römisch-katholische Unterdrückung zu üben und jagen allenthalben die Priester und die Mönche aus ihren Häusern in die Gassen, wo sie die Kirchenmänner kaltblütig erschlagen. Olivier hat sich zuerst auch als Racheengel an diesem Zug durch die Vororte beteiligt. Er ist über den Friedhof geritten, auf der Suche nach dem Pfaffen, den seine Kumpane im Pfarrhaus nicht aufstöbern konnten. Inzwischen schlugen schon Flammen aus den Fenstern, die eine umgestoßene Öllampe genährt hat, als er hinter eine Grabstele geduckt den Kleriker entdeckte. Ohne einen Gedanken an Schuld oder Unschuld zu verschwenden, zog Olivier sein Schwert blank und hetzte den Geistlichen in dem feinen Gewand im Zickzack um die Gräber, dass dieser in seiner panischen Furcht einen seiner seidenen Schuhe verlor. Olivier genoss die Genugtuung, dem sogenannten Mann Gottes Angst einzuflößen. Und er genoss es noch mehr, als er dem Gestürzten von seinem Pferd herab sein Schwert zwischen die Rippen drückte. Erst das Geräusch, das entstand, als er den feststeckenden Stahl aus totem, aber noch warmen Fleisch herauszog, und der Widerstand der gesplitterten Knochen brachte ihn wieder zur Besinnung. Er schämte sich plötzlich seiner Tat. Auch wenn das Opfer selbst genügend Leben auf dem Gewissen haben dürfte, die es der Inquisition zugespielt hat, so ist er dennoch gegen dieses barbarische Abschlachten ohne jegliches ordentliches Verhör. Jetzt hofft er, der Vicomte möge es sich verbitten, dass sein gegebenes Wort gebrochen wird und räuspert sich, um die Aufmerksamkeit Trencavels auf den Tumult in den Gassen zu lenken. „Ah, Baron de Termes, habt Ihr etwas zu vermelden?“, bemerkt der Vicomte noch immer der Gegenwart entrückt auf seine Vaterstadt auf der Anhöhe blickend. „Nun“, beginnt Olivier zögerlich, „ich wollte Euch nur darauf hinweisen, dass die Geistlichen, denen freier Abzug gewährt wurde, von der Ritterschaft in wilder Wut getötet werden, und mich vergewissern, dass dies in Euerem Sinne ist.“ „Lasst den Edelmännern ihren Willen. Bald wird ihre absolute Untergebenheit unter meinem Befehl und ihre Disziplin gefordert sein. Da sollen sie sich noch ein wenig vergnügen.“
Posted on: Fri, 27 Sep 2013 05:08:05 +0000

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