Echo Iohodraeho... Am Morgen sind die Jugendlichen noch mürrisch - TopicsExpress



          

Echo Iohodraeho... Am Morgen sind die Jugendlichen noch mürrisch den Berg hochgestapft. Jetzt aber, oben angekommen, starren sie gebannt in die Felsspalte. Die coolsten, die pubertärsten Jugendlichen werden hier zu passionierten Jodlern - und lauschen: ja, da ist es, das Echo. Und dann rufen sie in die Felsspalte den ach so sinnfreien Satz unisono: „Wie heißt der Bürgermeister von Wesel?" Die Jugendlichen waren vermutlich noch nie im schönen Städtchen Wesel, haben keine Ahnung, wo Wesel überhaupt liegt, aber sie wissen, was das Echo zurückwirft: „Esel!" Dasselbe Spiel habe ich mit Jugendlichen auch mal in einer menschengemachten Berglandschaft versucht. Auf einem Main-Tower in Frankfurt standen wir. Wenn man da voller Vorfreude in die Betonberge hineinruft - da hallt keine Stimme zurück. Kein Echo. Nichts. Manchmal habe ich das Gefühl: so ist das heute oft, wo Menschen dicht an dicht ihrer Arbeit hinterher laufen. Da kann man rufen und rufen, Gedanken und Ideen verhallen, ohne Echo verhallen Weinen und Lachen, tiefe Gedanken verschwinden im Nichts. Keine Zeit auf tatsächliche oder imaginäre Berge zu steigen, keine Zeit (laut) zu rufen, schon gar keine Zeit innezuhalten und auf so alberne Dinge wie ein Echo zu warten. Aber auch keine Zeit still zu sein, Worte nachwirken zu lassen, ins Gespräch zu kommen, Echo zu sein. Umso wichtiger ist es von Zeit zu Zeit, Berge gemeinsam zu besteigen, Iohodraeho zu rufen, dem Himmel und Gott ganz nah zu sein und lachend die Berge zu fragen: „Und, wie heißt er nun, der Bürgermeister von Wesel???" von Silke Barthel bei SWR 3 swr3.de/info/magazin/Worte-und-Gedanken/-/id=241228/did=906938/omfchn/index.html
Posted on: Wed, 10 Jul 2013 07:43:50 +0000

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