FRIEDBERGER ALLGEMEINE, DONNERSTAG, 08.DEZEMBER 2011 Seine - TopicsExpress



          

FRIEDBERGER ALLGEMEINE, DONNERSTAG, 08.DEZEMBER 2011 Seine Bilder und sein autobiografisches Buch wird Hendrik Tschirner auf dem Meringer Weihnachtsmarkt präsentieren, wie beispielsweise die Tänzerin oben rechts. Der freundliche Motorradfahrer“, so hat der Künstler dieses humorvolle Airbrush-Bild genannt (links). Das einsame Kind sehnt sich nach Liebe - künstlerischer Ausdruck einer gequälten Seele (Mitte). Das Diorama unten drückt die Sehnsucht nach Geborgenheit in einer heilen Welt aus. Foto: Fotos: Stöbich Mering Für seine innere Freiheit, nach der er sich sein Leben lang gesehnt hat, musste Hendrik Tschirner einen hohen Preis zahlen: Beinahe hätte ihn der Versuch, sich aus der väterlichen Tyrannei zu lösen, das Leben gekostet. Auf 1300 Buchseiten hat der 59-Jährige aus Mering seine Biografie niedergeschrieben, die als Vorlage für einen Abenteuerfilm dienen könnte. Den ersten Band hat der Autor kürzlich auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert und wird ihn auch auf dem Meringer Weihnachtsmarkt vorstellen. Es war ein mutiger Schritt, aber auch ein hilfreicher Prozess, aus den Tiefen der geschundenen Seele schmerzhafte Erinnerungen hervorzuholen und damit an die Öffentlichkeit zu gehen. „Ich habe mich dazu entschieden, um meinen Lesern aufzuzeigen, was man in der Erziehung alles falsch machen kann“, sagt Tschirner. So könnte vielleicht die Zerstörung eines Menschenlebens wie bei ihm zu verhindern sein. Nur stockend und unter Tränen kann er seine Geschichte erzählen und kramt aus einer Schachtel einen alten Kinderausweis mit seinem Foto und dem Eintrag „Casablanca“ hervor. Das Buch „Zeuge war allein der Himmel“ ist kein literarisches Meisterwerk – die ungeschliffene Sprache und das Fehlen jeglicher Gliederung erschweren das Lesen der 439 Seiten, lassen das Geschilderte aber auch sehr authentisch wirken. Ohne schriftliche Notizen hat der Autor in vielen schlaflosen Nächten festgehalten, woran er sich in einem mühsamen therapeutischen Prozess über mehrere Jahre wieder erinnern musste. Zum Beispiel an die Flucht aus Thüringen 1955 nach Westdeutschland mit seiner Mutter und Schwester, als er drei Jahre alt war. „Mein Vater arbeitete bei der Volkspolizei und kam später nach; er war sehr jähzornig: Klappte etwas nicht so, wie er wollte, gab es Prügel, meist für Mutter, auch für mich. Die Nachbarn im Haus trauten sich nichts zu unternehmen.“ Flucht wenige Wochen, bevor er seinen Abschluss machen konnte Mit 14 Jahren dann die zweite Flucht, diesmal aus Deutschland, über Spanien nach Marokko. Denn der großspurige Vater, ein Trinker und Tyrann, hat mit seinem Fuhrunternehmen mehr als 150000 Mark Schulden angehäuft. In einer Nacht- und Nebelaktion macht sich die Familie im Juni 1966 aus dem Staub, um in der Fremde eine neue Existenz aufzubauen. „Ich hätte nur noch wenige Wochen bis zum Volksschulabschluss gebraucht; mein Bruder Fritz war damals sieben Jahre alt, meine Schwester Marion 13.“ In Casablanca lernt der junge Hendrik ein paar Brocken Französisch und arbeitet mit seinem Vater in einer Kfz-Werkstatt; dieser versteht es immer wieder, seine Mitmenschen so lange zu blenden, bis das Lügengebäude aus Täuschung und Tricks erneut zusammenbricht. „Ich musste in Marokko sehr schnell erwachsen werden“, schildert Tschirner die schwierigen Umstände mit täglichen Sorgen, Schlägen und Angst. Nach einem heftigen Streit mit seinem Vater versucht der Jugendliche mit einem Revolver in der Tasche die nächste Flucht und will zurück nach Deutschland, landet schließlich ohne Geld in Paris und später in Ellwangen und München. Seine mit 25 Jahren geschlossene Ehe scheitert ebenso wie der Versuch, sich in eine bürgerliche Existenz einzufügen. „Ich habe in meinem Leben 28 verschiedene Jobs gemacht, weil ich häufig Probleme mit Autorität hatte und mich nicht unterordnen wollte.“ Erst 48 Jahre alt, stirbt der Vater 1983 in Hamburg; zehn Jahre später unternimmt Marion mit ihrem Auto einen Selbstmordversuch. Sie überlebt und stirbt, nachdem sie ein ganzes Jahrzehnt im Koma lag. Seine geschundene, nach Freiheit schreiende Seele legt Hendrik Tschirners Körper lahm: Er bekommt einen Hörsturz und Depressionen, kann nicht mehr arbeiten und sprechen, es folgen ein Darmdurchbruch und Lungenentzündung. In diesem Zustand der absoluten Leere scheint der Tod wie eine Erlösung; doch die Liebe und Unterstützung seiner zweiten Frau Monika, die er schon seit 1972 kennt und 2007 heiratet, lässt ihn ins Leben zurückkehren. Er mobilisierte seine kreative Kraft Psychisch angeschlagen, mobilisiert Tschirner seine kreative Kraft und setzt seine Wiedergeburt, wie er es nennt, künstlerisch um in Dioramen und Bildern, die nur ein Thema kennen: Freiheit! Wie besessen produziert der Autodidakt Aquarelle, Ölbilder oder Airbrush-Werke voller Symbolik und Leidenschaft; einige waren beim jüngsten Kunsthandwerkermarkt in der Friedberger Stadthalle zu sehen. Auch seine Frau ist künstlerisch tätig und wird auf dem Meringer Weihnachtsmarkt mit dabei sein. Beide hatten großes Glück im Unglück, als sie vor einem Jahr mit ihrem Wohnwagen in Spanien unterwegs waren: Mitten auf der Autobahn bei Barcelona wurden sie überfallen und ausgeraubt. Davon wird der Meringer Autor in einem Folgeband seiner filmreifen Biografie erzählen. DAS BUCH " Zeuge war allein der Himmel " KANN MAN BEI DEM VELAG hoellverlag.de ALS AUCH BEI AMAZON UND VIELE ANDERE BUCHHANDLUNGEN, AUCH IN ÖSTERREICH UND DER SCHWEIZ BESTELLT WERDEN!
Posted on: Thu, 18 Jul 2013 13:57:04 +0000

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