Ich widme diesen Text meinem Kater... Prolog im Zug Nach einer - TopicsExpress



          

Ich widme diesen Text meinem Kater... Prolog im Zug Nach einer aufregenden Fahrt im eisernen Hochgeschwindigkeitsgespann, das die vergangenen Stunden peitschend über etliche Felder jagte, ist es nun endlich soweit: der Zug fährt in den mir wohlbekannten Bahnhof ein. Die Stätte, die sich mein Heim schimpft, nähert sich von Minute zu Minute. Aufregung macht sich breit. Ein Großteil dieser Aufregung ist von Vorfreude geprägt, aber ein kleiner Prozentsatz Angst mischt sich unter das Gefühl des Wohlbehagens, denn in meiner Heimat herrscht Krieg und Frieden. Seit zwölf Jahren wird ein Kampf ausgefochten, der dazu bestimmt ist, eine Ewigkeit zu dauern. Eines kann ich nach all den bisherigen Gefechten an der Front sagen: die Gewissheit, dass dieser Feind auf dich wartet, ist kein angenehmes Gefühl und lässt dir bei jedem weiteren Gefecht leichte Schauer über den Rücken laufen. Der Feind. In diesem Fall definitiv nicht zu unterschätzen. Ganz und gar nicht. Er besitzt eine ausgefeilte Waffentechnik, die er bis zur Perfektion beherrscht. Doch auch ich besitze ein nicht zu unterschätzendes Inventar. Mein Hab und Gut hat sich bereits einige Male als lohnende Investition herausgestellt, wenn es darum ging, die Fronten des unerbittlichen Gegners zurückzudrängen. Er und ich spielen Age Of Empires in real life. Gemeine Hinterhalte, Koalitionen und reine Unnachgiebigkeit sind unser beider Bestrebung. Ich habe mir damals Sun Tzus Ratgeber „Die Kunst des Krieges“ besorgt, als ich feststellte, mit welcher Art Gegner ich es zu tun hatte. Und erfreudiger Weise konnte ich Fortschritte erlangen, meine Taktik verbessern. Mein Ziel ist allerdings nicht zu gewinnen. Meine Philosophie ist pazifistischer Natur, was meine Heeresleitung nur selten bis gar nicht nachvollziehen kann. Ich erstrebe nichts weiter als einen friedvollen Waffenstillstand, um eines Tages über neutralen Boden wandeln zu können, frei von der permanenten Angst in einen Hinterhalt von feindlichen Scharfschützen zu gelangen. Es fällt mir gar aus moralischer Sicht schwer, meinen Gegner in seine vier Kniegelenke zu zwingen, doch im Krieg gibt es keine fairen Spielregeln. Die Unbarmherzigkeit meines Gegners ist unglaublich. Er zeigt kein Mitleid. Nicht einmal einen kleinen Hauch. Doch gerade diese Eigenschaft macht ihn zu einem fast unbezwingbaren Monster von unmenschlicher Natur. Es ist eine Melange aus Hass und Siegeswille, die in seinen bernsteinfarbenen Augen funkelt. In ihm tobt das Bedürfnis, weitere Territorialansprüche zu stellen, die essbare Schätze und angenehme Rückzugsmöglichkeiten beherbergen. Er ist wie Napoleon, sowohl körperlich als auch geistig kommt er ihm sehr nahe. Es geht hierbei einzig und allein um Machtdemonstration. Im Gegensatz zu mir ist sein Ziel die absolute Vorherrschaft, die auf der Idee eines streng diktatorisch-zentralistischen Systems fußt und deren Fundament auf den Schultern seiner Sklaven getragen wird. Mein Heim ist seine Kolonie und er spielt die Rolle der Hegemonialmacht. Doch die Geschichte lehrt, dass auch Kolonien irgendwann wieder unabhängig werden, nicht wahr? Und derjenige, der dies diesem kleinen, vierbeinigen Absolutisten zu verstehen geben wird, werde ich sein. Ich bin sein Horatio Nelson und bringe diese kampflustige Maschine mit den Wassern von Trafalgar zum Rosten.
Posted on: Thu, 25 Jul 2013 11:25:23 +0000

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