Kapitel 21 - MenschSein * >>...An diesem Abend erinnerte ich mich an meinen alten, vor Jahren verworfenen Traum von einem Leben in Gemeinschaft. Er war damals an den zahlreichen Enttäuschungen zerbrochen, die ich in Bezug auf Gemeinschaften erlebte. Egoismus und Intoleranz waren stets die großen Widersacher dieses Bestrebens. Sie zerfressen die besten Vorsätze und formen subtile Hierarchien, denen der Geist der Unfreiheit und des Dogmas innewohnt. Damals wurde ich unfreiwillig für diese Unterschwelligkeiten sensibilisiert. Sobald ich diese Tendenz zum Dogma wahrnehme, beginnt meine Seele zu zweifeln und inne zu halten. Das ist nicht der Weg in eine intelligente, spirituelle Gesellschaft. Man sagte mir stets, es läge an mir, dass ich das empfinde und ich habe es schließlich akzeptiert, die Konsequenz gezogen: Ich bin nicht tauglich für ein Leben in einer Gemeinschaft. Ich bin zu eigenbrötlerisch, zu kritisch, zu anspruchsvoll, zu individuell. Es scheint immer etwas zu geben, das mich unvollkommen und unzureichend sein lässt. Ich habe in Jamilanda bewusst nach Anzeichen solcher Tendenzen gesucht. Das war der Anlass, herzukommen. Das Dogma aufzuspüren. Aber mit jedem Tag verwandelte sich dieses Vorhaben. Die Begegnungen in Jamilanda, ob Menschen oder Orte, lenkten meine Aufmerksamkeit nach innen, als sei ich hergekommen, meinen inneren Krampf zu betrachten, den Knoten in mir aufzuspüren, das Korsett zu spüren, das mein Herz fesselt. Impulse, die mich Anteile meiner Per-sönlichkeit wahrnehmen ließen, die Stimmen des Verstandes, die im endlosen Streit miteinander liegen und sich nicht einig werden können. Das Innere Parlament, das vor lauter Diskussionen und Grundsatzdebatten zu regieren vergisst und die Absicht meines Wesens vernebelt. Wann werden diese Abgeordneten endlich an einem Strang ziehen. Wo ist die Vision, der meine Seele bedingungslos folgen kann? Gibt es dafür einen magischen Schlüssel?...
Posted on: Thu, 22 Aug 2013 07:06:54 +0000
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