Nach Verschleppung deutscher Helfer in Syrien Entführt von - TopicsExpress



          

Nach Verschleppung deutscher Helfer in Syrien Entführt von deutschen Islamisten? Die Arbeit westlicher Hilfsorgansationen ist radikalen Islamisten in Syrien ein Dorn im Auge. So wurden im Mai Mitarbeiter der "Grünhelme" entführt, nur mit Mühe konnten sie sich befreien. Nach Recherchen des SWR war an der Entführung offenbar auch ein deutscher Dschihadist beteiligt. Von Martin Durm, SWR, Baden-Baden "Es klopfte um drei Uhr nachts an der Tür und mein Gefühl hat mir einfach gesagt, hier stimmt etwas nicht." Aus dem Gefühl wurde Angst. Todesangst. Was sonst soll einer empfinden, wenn er in Syrien von Dschihadisten entführt wird? "In dem Moment kam dann auch schon der erste Tritt gegen die Tür. Ich bin dann in die Küche geflüchtet, unter die Arbeitsplatte. Mich hat man dann in der Küche entdeckt, gefesselt und mit den Kollegen im Lieferwagen direkt abtransportiert." Bernd Blechschmidt ist Mitarbeiter der Hilfsorganisation "Grünhelme". Er und zwei weitere Helfer aus Deutschland wurden im Mai in der nordsyrischen Stadt Harim entführt. Sie hatten den Hass radikaler Islamisten auf sich gezogen, weil sie in Harim ein Krankenhaus aufbauen wollten. Islamisten als "Nothelfer" - Deutsche in Syrien M. Durm, SWR 17.09.2013 18:23 Uhr Download der Audiodatei Rechtsfreier Raum in Nordsyrien Über 20 westliche humanitäre Helfer und Journalisten wurden seit Jahresbeginn in Nordsyrien gekidnappt. Das Rebellengebiet an der türkischen Grenze ist zu einem rechtsfreien Raum degeneriert, in dem Dschihadisten ungestört ihrem Geiselgeschäft nachgehen können. Etwa 60 deutsche Dschihadisten halten sich nach Informationen des Verfassungsschutzes derzeit in Syrien auf. Einige von ihnen dürften sich dort der radikalen Gruppe "Dschaisch al-Muhadschirin wa al Ansar" angeschlossen haben, die ausnahmslos Ausländer rekrutiert. Westliche Helfer werden von diesen Fanatikern bestenfalls verjagt, schlimmstenfalls gejagt. Hetze gegen Hilfsorganisationen Helfer des Roten Halbmondes in SyriengalerieVerschiedene Hilfsorganisationen versuchen unter Lebensgefahr, die Flüchtlinge in Syrien zu versorgen. Wie die Hetze gegen humanitäre Hilfsorganisationen aussehen kann, zeigt ein Video, das im Mai ein paar Tage lang im Internet stand. Darin agitiert der einschlägig bekannte deutsche Islamist und Amateurfilmer Sabri Ben Abda gegen die sogenannten Kufar – die Ungläubigen, die in Syrien ihr westliches Unwesen trieben. "Mitten im Krieg kommen Nicht-Muslimine hier her, damit sie ihre Werte verbreiten können. Sie sind mitten im Krieg hier und arbeiten schon daran, dass die Muslime später geimpft werden auf Demokratie", hetzt Ben Abda. Die Ungläubigen sollen aus Syrien verschwinden, dafür sollen entschlossene Glaubensbrüder aus Deutschland kommen: "Wenn ihr wahre Männer seid, kommt hier hin." Deutscher Verein arbeitet mit Islamisten zusammen Am Ende des Videos wird das Logo eines deutschen, gemeinnützig eingetragenen Vereins eingeblendet: "Helfen in Not". Die Organisation sitzt in Neuss und gibt an, Spenden für Kriegsopfer in Syrien zu sammeln. Auf Anfrage des SWR erklärt ein Vereinsvertreter, Ben Abda habe in Syrien nur einmalig Videoaufnahmen für sie gemacht. Der angeblich "nur mal so" angeheuerte Islamist war aber auch in der Kleinstadt Azaz unterwegs, wo er im Krankenhaus auf Bernd Blechschmidt und zwei weitere "Grünhelme" traf. "Er trat in den Raum, war militärisch gekleidet und bewaffnet mit einem Messer. Und dann verlangte er unsere Reisepässe", schildert Blechschmidt die Situation. Verschleppt an einen unbekannten Ort Ben Abda fragte die "Grünhelme" nach ihrer Arbeit und nach ihrem Wohnort. Nur fünf Tage später, am 15. Mai, wurden dann Blechschmidt und seine beiden Kollegen an einen unbekannten Ort verschleppt. Viele Tage lang wurde Blechschmidt dort mit verbunden Augen verhört. Der Mann, der die Fragen stellte, sprach deutsch: "Es gab in dem Moment natürlich die Schlussfolgerung, dass es sich bei dem Mann um den Mann handelt, der uns im Krankenhaus von Azaz schon nach unseren Reisepässen und nach unserer Identität befragt hatte", erklärt Blechschmidt. Staatsanwaltschaft ermittelt Die Staatsanwaltschaft Köln hat mittlerweile Ermittlungen aufgenommen. Aber was lässt sich ermitteln, wenn der Tatort mitten im Kriegsgebiet liegt? Dem deutschen Islamisten Sabri Ben Abda wird sich einstweilen wohl nichts nachweisen lassen. Genauso wenig wie dem Verein "Helfen in Not", für den Ben Abda agitierte. Die Organisation hat kürzlich ein neues Video aus Syrien ins Netz eingestellt. Aufgenommen wurde es dort, wo die "Grünhelme" vor ihrer Entführung ein Krankenhaus aufbauen wollten: In Harim. Nun präsentieren sich an gleichem Ort deutschsprachige Islamisten, die Koranausgaben und Kopftücher für die Frauen verteilen. Hilfsorganisationen meiden Nordsyrien Bernd Blechschmidt und seinen Leidensgefährten gelang nach furchtbaren Wochen im Geiselgefängnis die Flucht. Sie kamen noch einmal davon. Aber seit ihrer Entführung wagt sich keine westliche Hilfsorganisation mehr nach Nordsyrien. Dieser Beitrag lief am 18. September 2013 um 05:12 Uhr im Deutschlandfunk. Stand: 17.09.2013 21:15 Uhr
Posted on: Thu, 26 Sep 2013 07:29:03 +0000

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