Von Wahlen, Dosenfutter und Zukunftssorgen Und wieder einmal - TopicsExpress



          

Von Wahlen, Dosenfutter und Zukunftssorgen Und wieder einmal stehen wir vor einer Bundestagswahl. Und noch nie hatte ich das derart ausgeprägte Gefühl, dass diesmal ein komplettes Wahlvolk wie Ochs vorm Berge steht und mit der diesjährigen Wahl so gar nichts anzufangen weiß. Vielleicht projiziere ich auch nur – obwohl: Noch nie hatten wir eine Wahl dringender nötig denn je … aber bei dem Angebot? Da haben wir die alternativlose uckermärkische Teigtasche, die sämtliche Probleme als Chefinnensache eingesackt und für niemanden nicht weiter einsehbar irgendwo eingelagert hat. Wahrscheinlich im Kohl-enkeller, damit der Alte Dicke auch das für sie noch aussitzen darf. Gleichzeitig wurden alle anderen Kabinettsmitglieder entweder mit „vollstem Vertrauen“ ihrer Ämter enthoben, mussten gehen oder wurden kastriert. Mit Ausnahme von Westerwelle, der ist ein Autokastrat. Mal ehrlich: Kein Wähler weiß wirklich, wer überhaupt welche Funktion im Kabinett hat und soll schon ein neues wählen. Aber vielleicht ist das ja gerade der Erfolg der Ära Merkel: Man lässt sie einfach machen, das Volk selbst widmet sich wichtigeren Themen, z.B.: den eigenen Lebenskampf bestreiten. Da, wo wir hätten mitreden und (hört, hört!) sogar mitbestimmen können, wurde eingesackt und weggeschlossen. Lissabonner Vertrag, den unterzeichnete Frau Merkel ohne uns zu fragen. Bildungsmisere: Chefinnensache. Euro-Schutzschirme, -Rettungswesten, etc.: Einfach weggeräumt und eingekellert. Lediglich Herr Schäuble darf noch gelegentlich als Heulboje fungieren, um den Ort des längst gesunkenen Schiffs zu markieren. BND und NSA-Skandal: Auch dieses Neuland verschwand gleich wieder aus dem politischen Schweigen. (Doch, doch, das funktioniert. Man kann entweder etwas totschweigen, oder erst gar nicht ins Totschweigen aufnehmen. Das nennt man dann selektive Ächtung, lat.: ultima ignoratio.) Ausländerpolitik: Nachdem Theo Sarazzin den Klassenclown hatte spielen dürfen, jegliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, wurde auch das Thema heimlich weggewischt und dem Vergessen überlassen. Klimawandel: Verschwand ebenso aus der politischen Agenda wie die Arbeitslosenpolitik. Frau Merkels Regieren zeichnet sich vor allem durch alternativloses Einsacken und Wegräumen aus. An ihr ist eine gründliche Putzkraft verloren gegangen, die Klementine unter den Regierenden. Und ab in den Vollwischundweg-Gang! Nee, Kinners, irgendwann müssen wir nämlich die von Frau Merkel vollgestopften Müllsäcke raustragen und niemand weiß, wohin damit. Das selbe Problem hat die SPD, da weiß auch keiner, wohin mit Peer Steinbrück. Er ist der letzte der drei Chinesen mit dem Kontrabass, die Zehn kleine Negerlein spielten: Man erinnere sich an die Troika Schröder-Steinmeier-Steinbrück. Der erste hatte sich selbst zerschrödert, der zweite stolperte sogleich über die hinweggeschrittene Leiche Kurt Beck und Peer miesepeterte bereits zu Beginn über die laschen Kanzlerbezüge. Klar, die Bochumer Stadtwerke zahlen bessere Stundenlöhne, aber niemand zwingt Herrn Steinbrück, zu kandidieren. Am allerwenigsten die eigene Fraktion, denn dort mimt Gabriel den Dicken. Aber den will auch keiner, der ist einfach zu omnipräsent - dank Leibesfülle. An dem vorbei zu kommen, kostet eine halbe Tankfüllung. Mit dem allein würden die Grünen nicht koalieren wollen. Dem Peer kauft niemand einen sozialen Charakter ab, er selbst liest nur zwei Buchstaben seiner Partei: PD – Peer Dominus. Und als solcher hatte er schon vor Jahren die Stimmung im Volk verhartzt und entsozialisiert. Rein gefühlt wäre er ein passender CDU-Kandidat: Überheblich, Kapitalist durch und durch und anderen über den Mund fahrend. Blöderweise flennt er vor laufenden Kameras. Das hat zwar Elbe und Donau vor lauter Solidarität ebenfalls überfließen lassen, den Wähler aber nicht weiter imponiert. Nette Geste, aber falscher Zeitpunkt. Nach dem Wahlergebnis wäre passender gewesen. Aber dann steht mit Sicherheit von ihm ein triumphierendes Schönreden der Niederlage zu erwarten. Kennen wir ja. Bündnis90/Die Grünen. Hm. … Irgendwie hat die Merkel auch deren Themen mit weggewischt und eingesackt. Insofern gibt es auch keine Chance für sie, regulativ in einer schwarz-grünen Koalition mitzuwirken. Obwohl sie von der persönlichen Aufstellung her mit die glaubwürdigsten Kandidaten aufweisen, werden sie die größten Verlierer der anstehenden Wahl sein: Trotz Potential nur wieder Opposition – wie aber gegen die einst ureigenen Themen opponieren? Möglich sogar, dass einige Grüne nach der Wahl zur CDU wechseln. Hatten wir ja auch schon, da wechselten Grüne zur SPD, weil sie sich dort mehr Chancen ausrechneten. Womit die Überleitung zur FDP geschafft wäre. Uije! Gaaanz dunkel erinnere ich mich der sozialliberalen Ära, die Kleinunternehmer, Selbständige, Künstler, Intellektuelle und vor allem sehr viele Landwirte ideologisch hatte vereinen können. Dann kamen mit Westerwelle die Yuppies, mit Rösler die Bubis … die FDP täte gut daran, eine längere Schwängerungspause einzulegen - rein inspirativ natürlich – um die immer noch guten alten Werte der persönlichen Freiheit, des Individualrechts und dessen Schutz, der Förderung und Unterstützung von Selbständigen und einer glaubwürdigen Außen- wie Bildungspolitik wieder zu beleben. Allerdings mangelt es ihnen eklatant an fähigen Köpfen. Die Linke. Ach nee, siehe da. Mit einem Mal geht die Post-SED auf Kuschelkurs mit der SPD und den Grünen, kaum nachdem, sie denen das Knutschen mit Frau Merkel unterstellt hatten (allein optisch schon ein perverser Gedanke!). Rein rechnerisch stehen einer Rot-grün-links-Koalition alle Chancen offen. Nur: Für wie lange? So alternativlos, wie sich die Linken in aller undemokratischen Art gern geben, gehörten sie eigentlich direkt ins Bett der Kanzlerin – immerhin gab es da ja schon gemeinsames Petting aus FDJ-Zeiten … - Aber ideologisch? Als Karl-Marx-Memorial-Verein sind die Linken ja ganz akzeptabel, wie es auch gut ist, ab und an Werte außerhalb eines reinen Materialismus zu erinnern. Aber Regierungsverantwortung? Wer will einem verbissen-fanatischen Autofahrer einen Führerschein ausstellen, der sämtliche Verkehrsregeln missachtet, bzw. selbst als Beifahrer in voller Fahrt eigenmächtig ins Steuer greift? Ebenso fraglich wie für die FDP stehen die Chancen, in den Bundestag einzuziehen, für die Piratenpartei wir für die AfD. Erstere haben längst ihren ursprünglichen Charme verloren und auch nach den ersten Geburtswehen und –querelen kein wirklich erkennbar vernünftiges Parteiprogramm entwickelt, so smart die auch daherkommen mögen, auf mich wirken sie immer noch wie viele viele bunte Smarties: Nicht wirklich Schokolade, nicht wirklich Bonbon, in einer billigen Pappschachtel vereint. So wie auch der Ausstieg aus dem Euro allein noch kein wählbares Programm darstellt und die AfD es leider auch versäumt hat, Alternativen für die gesamte Finanz- und Wirtschaftsstruktur zu entwickeln. Wobei ein baldiges Beenden des Euro-Experimentes durchaus eine bessere Option darstellt als die momentane Wiederbelebungsapparatur einer von Beginn an komatösen Währung. Was sonst noch an Klein- und Kleinstparteien daherkreucht und garantiert auch wieder rausfleucht ist vernachlässigbar, da bar jeglicher Seriosität. Ich leiste mir an dieser Stelle selbst die ultima ignoratio in Richtung extrem vorgestriger Randgruppen. Und da stehe ich nun, als vollmündiger Bürger mit sozialem Gewissen, volkswirtschaftlichem Wissen, ausgeprägter Bildungsbotschaft und stetem Verantwortungsbewusstsein gegenüber meinen Mitmenschen, also auch mit einer gewissen Erwartungshaltung und bekomme nun dieses Angebot an Wahlalternativen. Ich hatte einmal in einem spanischen Strandrestaurant mit gewissem Chic eine Paella für zwei Personen (meine damalige Freundin und ich) bestellt. Der Preis, 45 €, erschien mir aufgrund des Ambientes recht vernünftig, wie auch vielsprechend für eine gute, einheimische, selbst zubereitete, fangfrische reichliche Mahlzeit.zu einem netten, romantischen Candle-light-Dinner. – Dargereicht wurde halbwarme Reispampe aus der Dose. Bei diesem Wahlangebot weiß ich bereits zuvor, dass es uns alle teuer zu stehende Dosenkost ist – egal, wie das Wahlergebnis aussehen mag. Und da genau beginne ich mich – und ich weiß aus sehr vielen Gesprächen mit Menschen unterschiedlichster politischer Couleur, dass ich damit nicht allein stehe – zu fragen: Wieso glauben zur Zeit alle politischen Parteien, das Volk mit Dosenfutter abspeisen zu können? Entweder ist die Kost an sich billig bis ungenießbar, und/oder die Kandidaten selbst sind unerträglich. Ist es tatsächlich allgemeiner Konsens, dass wichtige Themen eher nur beiläufig angefasst werden, wie auch inhaltliche ideale Werte erst gar nicht aufgenommen werden? Wo bleibt das Streben nach einem konkreten Ziel? Wo ist überhaupt noch ein Mindestmaß an Aufklärung vorhanden? Wo überhaupt noch ein Bemühen, gemeinsam – also mit uns als Volk – unsere wie auch die Zukunft unseres Planeten zur ALLER Wohl zu gestalten? Wo bleibt das Individuum aus der Sicht der politisch Verantwortlichen? Wo bleibt das Selbstbewusstsein, der Pioniergeist, unser Land wieder vorbildlich für andere zu regieren? Wo bleibt überhaupt das Vorbild-Bewusstsein unserer Damen und Herren Politiker? Ich wüsste nicht eine Phase meines Lebens, in der die Allgemeinstimmung der Bevölkerung derart negativ – vor allem zukunftsfürchtend – war, wie zur Zeit. Und tatsächlich stehen große Probleme an, die dringend zu lösen sind: Überalterung der Gesellschaft, eklatanter Fachkräftemangel trotz sehr hoher Arbeitslosigkeit, Klimawandel, Rohstoffknappheit, absehbarer, erneuter Zusammenbruch der Finanzmärkte, Unruhen im Nahen Osten, weitere große Flüchtlingsströme aus den Dritte-Welt-Ländern, weiteres grassierendes Abholzen der Ur- und Regenwälder, wie überhaupt weiterhin ungebremster Raubbau an unserem Planeten und die immer weiter klaffende Schere zwischen Armut und Reichtum – auch und insbesondere in den Industrieländern.. Ich kann mich des Eindruckes nicht erwehren, dass unsere Politiker selbst bereits den Totentanz eingeläutet haben und die wirklichen Probleme bis zum Zeitpunkt nach dem allgemeinen Kollaps verdrängen. Wozu aber soll das gut sein? In wessen Interesse kann es liegen, dass unsere westliche Kultur als bisheriger Motor im globalen Ganzen derart rasant dem Ende zusteuert – und alle anderen Länder mitreißt? Sicher, im geschichtlichen Rückblick sind immer wieder Hochkulturen verschwunden, bzw, durch andere verdrängt worden. Damals aber standen jeweils andere Kulturen als Alternativen zur Verfügung. Das alte Ägypten musste der griechischen Technologie und Philosophie weichen, das antike Griechenland der Senatspolitik Roms, Rom der Christianisierung … Auch die Geschichte der Kulturen ist evolutionär und ständiger Weiterentwicklung unterlegen. Allerdings gab es zwischen Frühmittelalter und Renaissance eine längere Zeit des kulturellen Stillstandes, in Teilaspekten gar des Rückschrittes aufgrund katholischer Doktrin. Wir leben jedoch (noch) in einer Zeit der für Jedermann zugänglichen Informationen. Mehr denn je als in der goldenen Zeit der Aufklärung kann sich jeder Wissen aneignen, wenn er/sie nur will. Oder liegt gerade hierin das Problem begründet? In der totalen Anonymisierung der Informations- und Wissensvermittlung? In dem geradezu sterilen Informationsfluss ohne jegliche menschliche und somit soziale Komponente? Gedankenaustausch, Handel, Finanztransaktionen, ja selbst staatliche und polizeiliche Überwachung finden fast nur noch via Internet statt. Mehr noch: Bereits jetzt kann sich jeder per erschwinglichem 3-D-Drucker kleinere Gegenstände selbst herstellen, statt sie zu kaufen. Schreitet diese Entwicklung weiter, leben wir bald in einer Welt voller Auto(mat)nomen, lauter menschlicher Schnecken, die aus ihrem Gehäuse nicht mehr heraus kommen (wollen und/oder können). Wenn jedoch dies das Ziel sein sollte – nur weil die Technologie es möglich macht – läge der Sinn der Menschheit allein nur darin, pausenfüllende Spezies bis zur Heranreife einer künstlichen Intelligenz gewesen zu sein? Schaffen wir uns selbst ab, indem wir als Schöpfer neuer Wesen fungieren? Während ich dies hier schreibe, lese ich die Nachricht, dass es Wissenschaftlern gelungen ist, aus Stammzellen ein Retorten-Gehirn zu schaffen. Dr. Frankenstein lässt grüßen. Allein der Gedanke, welches Bewusstsein ein solches Gehirn zwangsläufig entwickeln muss, wenn es erst einmal weiß, in einem Glasbehälter gefangen und von Apparaten am Leben erhalten zu sein, lässt mich schaudernd schütteln. Wobei bleiben angesichts solcher gentechnologischer Exzesse und fortschreitender Anonymisierungsprozesse die ethisch verantwortlichen Politiker? Ich werde sie auf den kommenden Stimmzetteln vergeblich suchen. Ergo: Es liegt weiterhin an uns selbst, das Beste aus unserer Welt zu machen. Zeit, damit zu beginnen! Tinting
Posted on: Thu, 29 Aug 2013 15:56:43 +0000

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