Ich bin in einigen Kommentaren auf die Spiegel-Meldung zum Thema "Hitler als Ehrenbürger von Goslar" angesprochen wurden. Deshalb dazu ein paar Sätze: Wie mehrere Tausend andere Städte auch, hat Goslar während der Zeit des Nationalsozialismus Adolf Hitler zum "Ehrenbürger" gemacht. Als Jugendlicher habe ich mich immer für die Aberkennung dieses Titels eingesetzt. Denn natürlich ist es eine Schande für jede Stadt, einen solchen Verbrecher zum Ehrenbürger gemacht zu haben. Heute - mehr als 60 Jahre nach dem Ende des Faschismus in Deutschland und nach jahrzehntelangen Ausreden der Verantwortlichen in meiner Heimatstadt - bin ich mir nicht mehr sicher, ob die formelle Aberkennung der „Ehrenbürgerwürde“ mehr ist, als der Versuch sich nachträglich von einem Teil der Stadtgeschichte "reinzuwaschen", von dem man sich nicht reinwaschen kann. So ein Beschluss wird nur dann glaubwürdig, wenn die Stadt parallel dazu beginnt, die NS-Zeit und vor allem die Zeit danach aufzuarbeiten. Warum wurde Goslar so schnell eine NS Hochburg? Wo blieben die Unterstützer des NS-Regimes nach Kriegsende? Welche alten Nationalsozialisten bestimmten auch nach dem Krieg die Stadt? Und warum wurde die Aberkennung der Ehrenbürgerschaften Hitlers und übrigens auch des "Reichsbauernführers" jahrzehntelang hintertrieben? Wenn die Stadt es ernst meint, sollte sie beispielsweise Studierende der Uni Göttingen bitten, diesen Teil der Stadtgeschichte endlich aufzuarbeiten. Nur ein kurzer Ratsbeschluss zur Aberkennung der Ehrenbürgerschaft ist zu wenig.
Posted on: Mon, 12 Aug 2013 15:16:31 +0000
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