Krankheiten von A – Z 42. Mandelentzündung (Angina - TopicsExpress



          

Krankheiten von A – Z 42. Mandelentzündung (Angina tonsillaris) Hinter Halsschmerzen und Schluckbeschwerden steckt manchmal eine aktue oder chronische Mandelentzündung (Tonsillitis). Mehr zu Ursachen, Symptomen und Therapien Ursachen Die meisten Formen der Mandelentzündung werden von Bakterien hervorgerufen, in seltenen Fällen sind Viren die Ursache Die Gaumenmandeln haben an ihrer Oberfläche viele Einstülpungen. In ihrem Gewebe sitzen zahlreiche Abwehrzellen (Lymphozyten), die Erreger bekämpfen, die in den Rachenraum gelangen. Für die komplette Grafik bitte auf die Lupe oben links klicken Akute Mandelentzündung: Bei den Bakterien handelt es sich zumeist um beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A, möglich sind aber auch Hämophilus influenzae, Staphylokokken und Pneumokokken. Wer eine akute Mandelentzündung hat, kann die Erreger beim Sprechen, Niesen, Husten oder Küssen in Form von Speicheltröpfchen weitergeben (Tröpfchen-Infektion). Chronische Mandelentzündung: Bei häufigen Mandelentzündungen sammeln sich Bakterien in den Grübchen (Krypten) der Mandeln an. In der Tiefe der Mandeln kommt es zu einer chronischen Gewebeentzündung und Vernarbungen, die Bakterien können sich an die Oberfläche der Mandeln entleeren. Eine Seitenstrang-Angina kann durch Streptokokken, Hämophilus influenzae, Staphylokokken, Pneumokokken oder andere Keime der Schleimhäute der oberen Luftwege entstehen. Die häufigsten Ursachen sind akute oder chronische Entzündungen der Nasen-, Nasennebenhöhlen- oder Nasenrachen-Schleimhäute, bei denen ein zäher infizierter Schleim hinter der Nase abläuft. Angina Plaut-Vincent: Diese seltene Sonderform wird meist durch Bakterien wie Fusobacterium fusiforme und Borrelia vincenti oder eine so genannte Mischinfektion verschiedener Keime ausgelöst. Diphtherie-Angina: Die seltene Erkrankung wird durch das Corynebacterium diphtheriae ausgelöst und durch Tröpfcheninfektion innerhalb von ein bis vier Tagen übertragen. Es gibt eine Impfung gegen die Krankheit. Mehr zu Ursachen, Symptomen und Therapie lesen Sie im Beitrag Diphtherie. Scharlach-Angina: Die Erreger von Scharlach sind Bakterien, und zwar Streptokokken der Gruppe A. Eine Zungengrund-Tonsillitis kann durch beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A, Hämophilus influenzae, Staphylokokken, Pneumokokken oder andere Bakterien entstehen. Herpangina: Die immer wiederkehrende Virusentzündung der Gaumenmandeln und der Rachenschleimhaut wird ausgelöst durch Herpes- oder Coxsackie A oder B-Viren. Monozyten-Angina: Ursache der fieberhaften Erkrankung des lymphatischen Gewebes sind Epstein-Barr-Viren (EBV). Mehr zu Ursachen, Symptomen und Therapie lesen Sie im Ratgeber Pfeiffersches Drüsenfieber (Mononukleose). Diagnose Die gründliche Untersuchung von Mund, Rachen, Nase und Ohren hilft dem Arzt, die Diagnose zu sichern Was steckt genau hinter den Beschwerden? Das sollte der Arzt klären Um festzustellen, ob eine Mandelentzündung gleich welcher Art vorliegt, untersucht der HNO-Arzt die Mundhöhle, den Rachen, den Zungengrund, den Kehlkopf und den Nasen-Rachen mit speziellen Winkel-Endoskopen. Das sind sozusagen Lupen-Fernrohre. Mit ihnen kann der Arzt in bestimmten Winkeln (90°, 70°, 30°) quasi um die Ecke sehen. Weil die Halsschmerzen oft ins Ohr ausstrahlen, untersucht der Arzt außerdem die Ohren mittels Ohr-Mikroskopie. Anhand des Trommelfellbefundes kann er erkennen, ob es zusätzlich zu einer Mittelohrentzündung gekommen ist. Folgende Untersuchungen sind in besonderen Fällen sinnvoll: Ultraschalluntersuchung: Eine Ultraschall-Untersuchung der Nasennebenhöhlen sollte bei einer Seitenstrang-Angina erfolgen. Eine Gewebeprobe entnimmt der HNO-Arzt nur bei einer einseitigen Entzündung der Gaumenmandel (Angina Plaut-Vincent), wenn diese nach acht bis zehn Tagen nicht abgeheilt ist. So lässt sich eine bösartige Erkrankung der Mandel (Tonsillen-Karzinom), die Geschlechtserkrankung Lues und eine HIV-Infektion (Kaposi-Syndrom) rechtzeitig erkennen. Blutuntersuchungen im Labor sind sinnvoll, wenn es sich um eine Monozyten-Angina im Rahmen einer infektiösen Mononukleose handelt – oder um eine chronische Tonsillitis, bei der Folgekrankheiten vermutet werden oder schon eingetreten sind. Das Labor bestimmt die Art des Erregers und untersucht, ob der Spiegel an Bakteriengiftstoffen im Blut erhöht oder bei Verlaufsuntersuchungen stark angestiegen ist. Hinweise auf Entzündungen ergeben sich durch die Blutsenkungsgeschwindigkeit sowie das Bestimmen von Anzahl und Typen der weißen Blutkörperchen (Leukozyten), der Immun-Parameter und eines speziellen Eiweißes (C-reaktives Protein = CRP). Bei Verdacht auf eine Monozyten-Angina mit infektiöser Mononukleose sollten auch die Leberwerte überprüft werden. Werden Folgekrankheiten einer chronischen Tonsillitis vermutet, sollten die Nierenwerte ermittelt werden und andere spezifische Blutuntersuchungen erfolgen. Therapie Die Behandlung der Tonsillitis richtet sich nach der Art und Schwere der Krankheit. Manchmal helfen Medikamente gegen die Entzündung, manchmal verordnet der Arzt Antibiotika oder rät zur Mandelentfernung per Operation Der Arzt hat Antibiotika gegen die Mandelentzündung verschrieben? Dann genau an seine Dosiervorschriften halten Wichtig: Sind Kinder erkrankt, sollten Eltern lieber nicht selbst "herumdoktern", sondern einen Kinder-/HNO-Arzt zurate ziehen! Eine leichte Mandelentzündung können Erwachsene, die sonst gesund sind, in den ersten beiden Tagen selbst behandeln. Wenn die Beschwerden sehr stark sind oder nicht abklingen, sollten Sie aber unbedingt zum (HNO)-Arzt gehen und sich untersuchen lassen. Halsschmerzen können Sie zunächst mit antientzündlichen und abschwellenden pflanzlichen Mitteln behandeln, beispielsweise Tabletten, die den Wirkstoff Bromelain enthalten. Den schulmedizinischen Wirkstoff Diclofenac nehmen Sie in Tablettenform ein, er wirkt zusätzlich auch schmerzstillend. Hilfreich sind auch Lutsch-Tabletten, die den Wirkstoff Diclofenac enthalten, Rachen-Sprays und Mundspül-Lösungen. Fieber können Sie durch die Einnahme von Paracetamol senken, was auch zusätzlich schmerzstillend wirkt. Achtung: Immer die Packungsbeilage beachten, insbesondere Hinweise zu möglichen Nebenwirkungen und Gegenanzeigen! Im Zweifel auf jeden Fall beim Arzt oder Apotheker nachfragen! Weiche Nahrung: Um die entzündeten Mandeln nicht noch zusätzlich zu reizen, empfiehlt es sich, nur weiche und kühle Nahrungsmittel zu sich zu nehmen. Starke Gewürze und säurehaltige Produkte sollten Sie vermeiden, weil es sonst im Rachen brennen würde. Speiseeis kann die Schmerzen beim Schlucken lindern. Rauchen verschlimmert die Beschwerden. Viel trinken – sofern aus ärztlicher Sicht nichts dagegen spricht: Kalte Getränke und vor allem kühler Salbei- oder Kamillentee können die Halsschmerzen lindern. Bei Fieber ersetzt häufiges Trinken den Flüssigkeitsverlust, der durchs Schwitzen entsteht. Nicht so gut geeignet sind Fruchtsäfte, da die enthaltene Säure die entzündeten Mandeln reizt. Manchmal geht es nicht ohne Antibiotika Wenn die Beschwerden innerhalb von wenigen Tagen nicht abklingen, kann der HNO-Arzt Antibiotika verordnen: • Bei einer "normalen" Mandelentzündung (siehe Kapitel Symptome und Ursachen) genügt üblicherweise Penicillin V. • Bei schweren Verlaufsformen, anderen Angina-Formen und beginnenden Komplikationen verschreibt der Arzt meist sogenannte Breitband-Antibiotika. Diese sind eventuell auch dann erforderlich, wenn die Mandelentzündung durch Viren verursacht wurde – um eine zusätzliche bakterielle Infektion zu beherrschen. • Manche Antibiotika (Amino-Penicilline) dürfen nicht verordnet werden, wenn es sich um eine Monozyten-Angina handelt, da diese einen Hautausschlag verursachen können. Mehr zur Monozyten-Angina lesen Sie im Ratgeber Pfeiffersches Drüsenfieber (Mononukleose). • Bei einer Zungengrund-Tonsillitis empfiehlt sich immer eine antibiotische und antientzündlich-abschwellende Therapie. Ratsam sind außerdem regelmäßige Verlaufskontrollen des Befundes beim HNO-Arzt. Da die Zungengrundmandeln in der Nähe zum Kehlkopfeingang liegen, ist es wichtig, einen beginnenden Abszess und das Übergreifen der Entzündung auf den Kehlkopf rechtzeitig zu erkennen. Bei schwerem Krankheitsverlauf ist ein Klinikaufenthalt ratsam. Wichtig: Wenn Sie eine Penicillin-Allergie haben, muss der Arzt andere Antibiotika verordnen, und zwar solche, bei denen keine Kreuzallergie zu Penicillin bekannt ist. Antibiotika sollten Sie immer über die ganze vorgesehene Dauer einnehmen, so wie es der Arzt verordnet hat. In der Regel beträgt die Einnahmedauer sechs bis zehn Tage. Sie sollten die Therapie nicht vorzeitig abbrechen, auch wenn sich Ihr Gesundheitszustand schon verbessert hat. Sonst können sich unter den Krankheitserregern leicht Resistenzen bilden. Wenn Nebenwirkungen wie Durchfall oder Hautausschlag auftreten, sollten Sie unbedingt Ihren Arzt um Rat fragen. Abwehrkräfte stärken: Ist die Mandelentzündung ausgeheilt , sollten Sie Ihre Immunabwehr unterstützen. Dies kann keine "Pille" für Sie erledigen, auch nicht Vitamine und Spurenelemente in Tabletten, Lösungen, Drinks und anderen Nahrungsergänzungs-Produkten (Functional Food). Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung. Essen Sie regelmäßig Obst, Gemüse, Quark, Joghurt, Fisch und wenn Sie mögen auch in Maßen Fleisch. Treiben Sie regelmäßig Sport, um das Herz-Kreislaufsystem zu aktivieren: Dafür bieten sich Spaziergänge, Walking, Joggen und Schwimmen an. Wer älter als 35 Jahre ist und neu mit dem Sport beginnt oder chronische Krankheiten hat, der sollte sich vorsichtshalber vom Arzt grünes Licht geben lassen! Auch regelmäßige Sauna-Besuche und Wechselbäder können die Abwehrkräfte stärken. Chirurgische Maßnahmen Wenn Sie drei bis vier Mal im Jahr eine Mandelentzündung bekommen und sich eine chronische Tonillitis entwickelt hat, empfiehlt der HNO-Arzt eventuell, die Mandeln operativ zu entfernen (Tonsillektomie). Sollte sich ein Abszess gebildet haben, ist es ratsam, die Kapsel zumindest operativ zu öffnen oder die Mandel gleich ganz zu entfernen. Vor allem wenn die Bakterien und deren Giftstoffe in die Blutbahn gelangt sind und rheumatisches Fieber, eine Herzmuskelentzündung oder Herzklappenentzündungen, eine Nierenentzündung oder andere entzündliche Erkrankungen ausgelöst haben, sollte eine Tonsillektomie erfolgen. Die Gaumen-Mandeln werden üblicherweise in Vollnarkose entfernt. Bei einigen Patienten ist nach der Operation der Geschmack vorübergehend beeinträchtigt. In 3 von 100 Eingriffen kommt es zu einer Nachblutung, meist in den ersten 24 Stunden nach der OP. Auch nach einer Woche, wenn die weißlichen Wundbeläge abgestoßen werden, kann es noch zu einer Nachblutung kommen. Die Patienten erhalten von ihrem HNO-Arzt bei der Entlassung aus der Klinik genaue Instruktionen, wie sie sich verhalten und an wen sie sich im Notfall wenden können. Bei komplikationslosem Verlauf können die Patienten die Klinik nach etwa einer Woche verlassen. Sie sollten aber noch eine weitere Woche nicht zur Arbeit gehen und erst drei Wochen nach der Operation wieder mit dem Sport beginnen. Bei einer Monozyten-Angina wurde früher empfohlen, die Mandeln sechs bis zwölf Monate nach der Infektion operativ zu entfernen. Wenn keine Komplikationen auftreten oder kein Verdacht auf eine chronische Mandelentzündung besteht, ist man heutzutage zurückhaltender mit chirurgischen Maßnahmen. Bei Kindern ist eine Tonsillektomie meist nur dann erforderlich, wenn die Mandeln extrem groß sind ("kissing tonsils") und es dadurch zu Atem-, Schluck- oder Sprech-Problemen kommt.
Posted on: Tue, 10 Sep 2013 09:27:20 +0000

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