... nicht alle Schmerzen sind heil.bar (1) So hat Riccarda Huch - TopicsExpress



          

... nicht alle Schmerzen sind heil.bar (1) So hat Riccarda Huch vor vielen Jahren ein Gedicht überschrieben, das ich am Ende des Beitrags in voller Länge anführen werde. In diesen Tagen vor und rund um das Fest Allerheiligen herum sind die Herzen zahlreicher Mit.menschen von Trauer und Trübnis umflort - auch jenes, das in mir pulsiert - , und es drängt mich, darüber, aber auch über Hoffnung, ein wenig nachzudenken. Mensch.liches Leben ist im Grunde ein ständiges Abschied.nehmen. Damit aber Abschied gelingt und sich daraus Neues entfalten kann, besitzen wir Menschen die Fähigkeit zu trauern. Wir BRAUCHEN die TRAUER, um im Leben zu bleiben, trotz des Verlustes und der daraus oftmals resultierenden totalen Lebens.veränderung. Wir trauern, damit wir den natürlichen Zyklus von Werden UND Vergehen annehmen können und damit wir die damit verbundenen Schmerzen überwinden und uns aus der Ver.änderung heraus weiter.entwickeln. Die Trauer ist nicht oder braucht nicht NUR dunkel zu sein, auch wenn sie Schmerz bedeutet. Sie ist vielmehr Licht aus einer tiefen Quelle: ein Leuchten, das in der Dunkel.heit entsteht und uns in eine lichte Zukunft leitet. Natürlich wiegt in der Trauer der Schmerz über das Gefühl „Dieser Mensch ist nicht mehr da, nicht mehr greif./fass./berühr.bar vorhanden“ größer als das Gefühl der Dankbar.keit „Schön, dass es unsere Begegnungen gegeben hat“. Aber es liegt ganz bei uns, hier die Gewichtung auf die Dankbar.keit zu verlagern, auch in der Gewiss.heit, dass es eine Gegenwart des geliebten Menschen AUCH in einer anderen, in einer rein geistigen Form und Dimension gibt. Jedenfalls gilt: IN DER TRAUER LEBT DIE LIEBE WEITER! Bei einem russischen Schriftsteller habe ich einmal von einer alten Frau gelesen, die viel über den Tod nachgedacht hatte und ihn gut zu kennen meinte: In den letzten Jahren ihres Lebens hatte sie sich sozusagen mit ihm angefreundet, sie unterhielt sich oft mit ihm und sie beide hatten schließlich vereinbart, dass die Greisin in der Nacht fortgehen würde: Zunächst würde sie einfach einschlafen, wie alle Menschen, um den Tod nicht durch das Offenstehen ihrer Augen zu erschrecken. Dann würde sich der Tod leise an sie schmiegen, würde den irdischen Schlaf von ihr nehmen und ihr die ewige Ruhe geben. Den bösen Knochenmann mit der Sense über der Schulter habe sich irgendwer ausgedacht, um kleine Kinder und Dummköpfe zu schrecken. Nach Meinung der alten Frau habe jeder Mensch seinen eigenen Tod – nach SEINEM Eben.bild geschaffen, ihm gleichend wie eine Zwillings.schwester oder ein Zwillings.bruder. Der eine so alt wie der andere, am gleichen Tag zur Welt gekommen. Darum würden sie auch am gleichen Tag die Welt verlassen… Hier wird Entstehen – Werden – Vergehen als sehr eng mit.einander verbunden gedacht, hier wird der ganz wesent.liche Zusammenhang von Geburt UND Tod gesehen: Man hat den Tod in sich wie die Frucht den Kern, wie dies so schön Rainer Maria Rilke formuliert, und man tut gut daran, während des ganzen Lebens.verlaufes den Blick.kontakt mit dem Tod nicht zu verlieren. Wir Menschen, d.h. unser Verstand sucht un.entwegt Sicherheits.zonen, und wir halten sogar diesen Kokon, in dem alles berechen.bar und zuverlässig, bequem und behaglich sein soll, für unser Leben – alles wollen wir handhaben, absichern, meistern können – in allem soll Sicher.heit sein. Der Tod jedoch bedeutet, all das zu verlieren. Und das macht den meisten Menschen Angst, denn die Angst vor dem Tod ist im Grunde die Angst, sich zu verlieren, zumal sich ja üblicherweise der Mensch durch das definiert, was er in seinem Leben getan, geschaffen hat und nunmehr besitzt. Nur wenige wissen und sind hiervon überzeugt: Aus der Nähe betrachtet hat der Tod das Antlitz des Geliebten, und seine Botschaft ist: es gibt ÜBER das rein Irdische hinaus MEHR, es gibt etwas anderes, etwas Er.füllenderes – in einer ganz neuen, rein geistigen Bewusstseins.dimension. Schon mein antiker Freund, der Philosoph Seneca, der den Tod als wesent.lichen Bestandteil der mensch.lichen Existenz sieht, sagt un.missverständlich: „Das irdische Leben ist nur ein Vorspiel für ein längeres besseres. Neun Monate lang umschließt uns der Mutterleib und rüstet uns aus für die Stätte, an die wir gelangen, wenn wir imstande sind, Atem zu holen und im Freien zu leben – GENAUSO reifen wir in der Spanne von der Kindheit bis zum Alter heran für eine neue Geburt“. Der Tod ist Durch.gang zum eigentlichen Leben, zu dem sich das irdische Leben verhält wie die Raupe zum Schmetterling – der „Tod“ der Raupe ist die „Geburt“ des Schmetterlings. Aber die Raupe ist nicht wirklich tot – sie hat sich nur ver.wandelt: Sie ist der Schmetterling. Leben UND Tod sind EINS, so wie Fluss und Meer eins sind. Jeder Tod ist die Wieder.geburt auf einer höheren Ebene, bis hin zur letzten Wieder.geburt, die wir Be.freiung oder Er.leuchtung nennen – und solche Er.leuchtung ist für die Welle des Lebendig.seins der Moment, in dem sie erkennt, dass sie bereits Teil des Ozeans ist, des un.endlich großen Göttlichen, des Ewigen Lichtes. Jeder Mensch ist auf seinem je eigenen Weg nach Hause, das heißt: hin zur Rück.verbindung (= re.ligio) mit der Ur.kraft, die wir Gott oder das Göttliche nennen...
Posted on: Fri, 01 Nov 2013 09:21:54 +0000

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